Montag, 11 Mai 2009 – Schweizer Illustrierte

Ania Losinger und Matthias Eser legen ihre erste gemeinsame CD vor: «The Five Elements». Musik wie nicht von dieser Welt.

Sie wagt, was für andere Musiker undenkbar wäre: Ania Losinger tritt ihr Instrument mit Füssen. Schlägt es mit Stock und Stab. Und entlockt ihm so auf Schritt und Tritt einfache Melodien, Schlag für Schlag komplizierte Rhythmen.
Ist das Tanz? Musik? Performance? Hohe Kunst ist es allemal. «Das wunderbare an der Xala ist, dass es alle drei Kunstrichtungen vereint», sagt die ausgebildete Rhythmikerin und langjährige Flamencotänzerin. Zusammen mit Instrumentenbauer Hamper von Niederhäusern hat die Bernerin das weltweit erste Bodenxylofon entworfen.
Ihr Xala ist eine Weiterentwicklung des baskischen Txalaparta, das sie auch punkto Namen inspiriert hat. Dieses nordspanische Instrument besteht aus mindestens zwei Holzlatten und wird mit schweren, kurzen Stöcken gespielt.
Bei Losingers Xala hingegen reihen sich 24 Holz- und Metallplatten aneinander, die mit Stöcken und per Flamencoschuhe zum Klingen gebracht werden.
Zehn Jahre Xala. Ein neues, in Stimmung und Klang verfeinertes Instrument und zwei CDs später («Ania Losinger Xala», 2001, «New Ballet for Xala», 2004) ist die 39-jährige Bernerin aus Gerzensee mit ihrer Performance auf dem klingenden Tanzboden im In- und Ausland gefragt.
Aus eins mach zwei mach fünf. Noch immer rauscht, klopft, schrammt und tanzt Ania Losinger mit Stock, Schuh und Schwung übers musikalische Parkett. Doch seit vier Jahren ist sie nicht mehr allein. Der Zürcher Perkussionist Matthias Eser, 45, begleitet sie nicht nur durchs Leben, sondern auch auf der Bühne.
Mit ihrer ersten gemeinsamen Komposition «The Five Elements» (2005) treten die beiden Musiker an Festivals, in Theatern und Konzerthäusern in ganz Europa auf. Pünktlich zum Xala-Jubiläum erscheint nun die gleichnamige CD unter dem Label Tonus Music Records.

Eine ungewöhnliche Klangwelt tut sich auch im neusten Stück des Künstlerpaars auf. In «Am Puls der Zeit» geben sich die zwei Künstler musikalische Impulse hin und her. Es ist ein Pingpong der Klänge, ein Kontinuum an Rhythmen, das stark an Minimal Art erinnert. «Wir haben uns vom Film „Der Lauf der Dinge“ von Fischli/Weiss inspirieren lassen», erklärt Ania Losinger.
«Ein Thema ist die Zeit – ein anderes das ewige Hin und Her in Beziehungen.» Da kann schon mal aufgestampft oder tüchtig auf die Pauke gehauen werden. Für die Tänzerin und den Schlagzeuger kein Problem.

Anina Rether